2. Zyklus / 3. Woche


Mittwoch, 26.08.2020


Janina hat sich eingekriegt und wir gehen die Reststrecke doch an. Baguette und Croissants gibt´s ab 8 Uhr und wir schaffen es, den Campingplatz um 9.20 Uhr zu verlassen.

Kurz vor 4 Uhr sind wir gut gargekocht nach Stunden in der prallen Sonne ohne Klimaanlage, in den Cevennen angekommen. Schon auf den letzten Kilometern von Nimes in Richtung Anduze werden wir für den Hitzetrip von der Landschaft entschädigt. Vorher war es teilweise karge, fast schon wüstenhafte Landschaft, jetzt ist wieder alles grün und mittelgebirgig schön.


Camping Cevennes Provence, unser Ziel, liegt zwischen den beiden Flüsschen Gardon de Saint-Jean und Le Gardon de Mialet die sich kurz danach zu Gardon Anduze vereinen und ist nur über eine Brücke über ersteren Fluss, die nicht viel breiter ist, als ein Wohnmobil und anschließende Serpentinen zu erreichen.

Ein wunderschöner Campingplatz, der viele Möglichkeiten an Plätzen für alle Arten von Campern bietet. Flach und nah am Wasser, terrassenartig in den Serpentinen, abgelegen am und über dem Berg zur kleinen Brücke mit jeweils nahen Waschräumen. Ein Schwimmbad ist uns nicht ins Auge gefallen, aber es gibt ja den Fluss. Ansonsten ist alles da für Familien, Paare und Singles.


Danke an Diego an dieser Stelle für den wirklich guten Tipp.


Nachdem wir uns für einen der schönen freien Plätze entschieden haben, man hat uns mit einem Caddy über den Campingplatz gefahren, damit wir alle ansehen können, haben wir es uns gemütlich gemacht.


Den Gasgrill zu testen haben wir keine Lust mehr. Wir haben Hunger und gehen in das Restaurant am Campingplatz. Vermutlich machen das nur Neuankömmlinge wie wir, denn das Essen ist leider erbärmlich und das hat nichts mit verworrenem Geschmackssinn zu tun. Mehr Worte hat es auch hier nicht verdient. Entschuldigend für die Betreiber des Campingplatzes muss ich aber doch erwähnen, dass sie mit dem Restaurant nichts zu tun haben.


 

Donnertag, 27.08.2020


Ein wunderschöner Sonnen- und Urlaubstag!

Wir haben den Gasgrill aktiviert und uns darauf Frühstückseier gekocht. Ein leckeres Baguette gibt’s im kleinen Supermarkt auf dem Campingplatz und leider auch einen nicht so leckeren Käse, wie sich nach dem entpacken herausstellt.


Mit den Rädern sind wir nach Anduze auf den Markt gefahren. Ein schönes kleines Städtchen mit vielen alten Häusern, wie man sie bei uns nicht in der Fülle sehen kann und ich denke mir dabei, dass hier im Krieg wohl keine Bomben gefallen sind.

Auf dem Weg haben wir tatsächlich einen Aldi und, wie soll es anders sein, schräg gegenüber einen Lidl entdeckt. Wir holen uns für die nächsten Tage auf dem Rückweg etwas zu grillen und ich unternehme den zweiten Versuch, leckeren französischen Käse zu kaufen. Den ich auf dem Campingplatz gekauft habe, mieft den ganzen Kühlschrank aus und wird entsorgt.


Bei bestem Sommerwetter ist es an der Zeit, sich ins kühle Nass zu begeben, aber das ist nicht so einfach. Der kleine Fluss führt zu wenig Wasser, als dass man einfach so schwimmen kann, also klettern wir erst mal mit Flip-Flops über den steinigen Flusslauf, bis wir eine geeignete Stelle entdecken, an der ein paar Leute tatsächlich bis zur Brust im Wasser stehen, also tief genug, um sich abzukühlen. Unsere Luftmatratzen, mit denen wir uns treiben lassen können, haben wir zu Hause gelassen, genau wie unsere Badeschuhe und es ist nicht so einfach, unfallfrei ins Wasser zu kommen. Trotzdem ist es wunderschön, auch wenn es noch schwieriger ist, über die glitschigen Steine wieder aus dem Wasser heraus zu kommen.


Auf dem Weg zu der Stelle ist uns eine mittelprächtig aufgeregte Frau entgegengekommen, wie sich dann herausstellt, hat sie Rettungskräfte alarmiert, weil sich ein kleines Stück Flussabwärts jemand verletzt hat.

Was genau passiert ist, wissen wir nicht, aber auf alle Fälle waren kurze Zeit später Rettungskräfte mit einer Trage vor Ort und mussten wohl einsehen, dass es über die Felsen wohl keinen Sinn hat. Zurück zum Campingplatz schätze ich einen Weg von über einem Kilometer.

So haben wir also auch noch eine Hubschrauberbergung miterlebt, bei der erst mal ein Arzt abgeseilt und anschließend der oder die Verletzte auch so geborgen und weggeflogen wurde. Anschließend gab es von den Angehörigen und umstehenden Menschen Applaus für die Rettungskräfte und es hat mich irgendwie an den Applaus für die Corona Helfer erinnert.


Abends grillen wir und genießen das Leben. Ich bin völlig frei von Nebenwirkungen. Geil!



Freitag, 28.08.2020


Leider ist die Wettervorhersage richtig und es ist grau und trüb, als wir aufwachen. Trotzdem erkundigen wir uns über mögliche Radtouren und eine sagt uns auch von der Entfernung her zu.

Janina hat zwar ihr Pedalo aber ich will mich nicht überanstrengen. Entkräftet in den Cevennen herum zu stehen und mich zurück zu quälen, habe ich natürlich keine Lust, denn nach wie vor bin ich recht schnell körperlich platt, wenn ich mich zu sehr anstrenge. Eine Strecke von insgesamt 30 km traue ich mir mit einer Pause aber schon zu.


Nachdem wir den Aufbruch mehrmals wegen Regenschauer verschoben haben, machen wir uns im trockenen dann doch auf den Weg nach Saint-Jean-du-Gard, in der Hoffnung, dort trocken anzukommen.


Auf dem Weg mussten wir wieder über eine Brücke, die in Deutschland wahrscheinlich eine Bürgerinitiative auf den Plan gerufen hätte. Sie ist zwar etwas breiter als die zum Campingplatz aber ein Brückengeländer gibt es auch hier nicht und entgegenkommende Autos kann man gar nicht gebrauchen.


Das mit dem trocken ankommen hat leider nicht geklappt und wir haben uns bestimmt eine halbe Stunde in einer verlassenen Scheune untergestellt. Trotzdem waren wir ziemlich nass, als wir endlich da waren.


Nachdem wir endlich einen trockenen Platz in einem Bistro gefunden und einen warmen Kaffee getrunken haben, haben wir die nächste Regenlücke für den Rückweg genutzt. Wir nehmen, weil wir nicht noch einmal so nass werden wollen, den leichtesten Weg. Die schöne Landschaft können wir dabei leider nicht so genießen, weil es nach wie vor bewölkt und grau ist. Für Radfahrer ist die Gegend aber trotzdem zu empfehlen und wir haben sogar entdeckt, dass die Tour de France hier entlangführt.


Wie immer auf dem Rückweg wird Janina immer schneller mit ihrem Pedalo und ich habe an Steigungen Probleme ihr zu folgen. Als sie zum Campingplatz abbiegt, rufe ich ihr zu, dass sie nicht auf mich zu warten braucht, sondern vorfahren soll. In der ersten Kehre der Serpentinen halte ich heute nicht an. Gestern habe ich hier schöne Fotos gemacht, aber ich bin auch froh, wenn wir wieder zurück sind.



In der letzten Kehre zur Terrassenebene, wo unser Wohnmobil steht, also wenige Meter vor dem Ziel angekommen, bietet sich mir ein Bild des Schreckens.

Janina ist auf der nassen Straße, auf der sich durch fast den ganzen Campingplatz auch noch eine Ölspur zieht, ausgerutscht und böse gestürzt, weil ihr ausgerechnet an der Stelle auch noch das Caddy vom Campingplatz entgegengekommen ist.

Sie ist so blass mit ihrem schmerzverzerrten Gesicht, wie ich sie noch nie gesehen habe und mir ist leider gleich klar, dass das nicht nur eine Schürfwunde ist.


Der Inhaber vom Campingplatz und zwei neue Gäste sind bei ihr. Ich helfe ihr hoch, damit sie sich setzen kann. Alle sind total hilfsbereit und sie wird zur Rezeption gefahren. Ich bringe schnell die Fahrräder weg und renne nach unten. Dort finde ich sie auf einem Stuhl vor einer Art Küche und erste Hilfe Station, die ich vorher noch nicht wirklich registriert hatte, schon mit einem Eisbeutel auf dem Knie von der Inhaberfamilie umsorgt.

Sie bieten an, einen Krankenwagen zu rufen oder sie zum Arzt zu fahren. Wir wollen einen Moment abwarten. Janina hat natürlich üble Schmerzen im Knie, aber sie ist nicht mehr ganz so bleich, wie ich sie aufgefunden habe.


Leider ist mir klar, dass unser Urlaub jetzt gelaufen ist und bei dem Angebot einen Krankenwagen zu rufen habe ich kurz gedacht, dass wir zumindest keinen Hubschrauber brauchen. Es ist zwar nur ein geringer Ausflug, an allem etwas Positives zu entdecken, aber immerhin bleibt es uns erspart, die Kosten für so etwas vorstrecken zu müssen, bis man es von der Krankenkasse wieder zurückerstattet bekommt.

Nachdem Janina sich einigermaßen von dem Schock erholt hat, beschließen wir, mit dem unumgänglichen Arztbesuch zu warten, bis wir zurück in Deutschland sind.


Mit gesalbtem Knie und reichlich Eiswürfeln bewaffnet humpeln wir zum Wohnmobil. Der Campingbetreiber kommt noch einmal vorbei, erkundigt sich nach Janina und bietet an, dass wir ihn zu jeder Tages- und Nachtzeit aufsuchen können, damit er Janina ins Krankenhaus oder zu einem Arzt bringen kann. Wirklich nette Leute, die vielleicht auch etwas das schlechte Gewissen wegen der Ölspur plagt, aber das brauchen sie nicht. Wir haben sie schon am Tag zuvor entdeckt und sie wurde auch ordentlich abgestreut. Mehr kann man nicht verlangen. Die Kombination mit der regennassen Straße hat sie in der Kurve fatal werden lassen.


Wir haben an dem Tag neue Stellplatznachbarn mit Bochumer Kennzeichen bekommen. Die Frau ist Krankenschwester und versorgt Janina mit Schmerztabletten, die wir selbst nicht dabei haben.

Unfall hin oder her, Hunger bekommen wir trotzdem und wir grillen uns die gekauften Schaschlik Spieße. Nach dem Essen legt Janina sich hin und ich beschließe, in dem tollen Restaurant das erste Bier mit Alkohol seit Beginn meiner Chemotherapie trinken zu gehen. Alkohol wurde mir nicht verboten und ich habe aus freien Stücken, um keine ungewünschten Effekte zu erzeugen, darauf verzichtet und ab und an nur alkoholfreies Bier getrunken.


Wieder zurück entscheiden wir uns, die Nacht zu bleiben und am nächsten Tag den Heimweg anzutreten. Länger war ohnehin nicht geplant. Wir wollten lediglich auch die Rückfahrt wieder splitten und dem Tipp von Diego folgen und bei Bourg en Brass übernachten. Da Janina mit dem Knie kaum laufen kann, macht das aber keinen Sinn.


Meine eigenen gesundheitlichen Probleme sind total in den Hintergrund getreten, weil ich auch weiterhin keine Nebenwirkungen spüre. Vielleicht habe ich sie auch einfach nicht bemerkt, weil ich jetzt mal die Rolle des Krankenpflegers übernommen habe.



Samstag, 29.08.2020


Janina geht es den Umständen entsprechen bescheiden.


Nach dem Frühstück beginne ich, unsere Sachen zu packen und nachdem alles entschleunigt erledig ist machen wir uns gegen 13 Uhr auf den Heimweg. Janina kann sich halbwegs schmerzfrei auf den Beifahrersitz setzen oder hinlegen und ich übernehme den Krankentransport.


Nach mehreren Stopps, auch einmal einfach am Straßenrand um etwas zu essen, an einer Samstagnachmittags offenen Apotheke, um Voltaren Salbe zu kaufen, zu tanken und um ein paar doppelte Espressos zu trinken, kommen wir gegen 4 Uhr nachts zu Hause an. Janina hat ein paar Stunden schlafen können. Die Ibuprofen Tabletten aus Bochum, noch einmal Danke an die Lieferanten, haben wohl auch etwas dabei geholfen.


 

Sonntag, 30.08.2020


Gut geplättet von der langen Fahrt schlafe ich erst mal wie ein Stein, während Janina sich neben mir wälzt.


Knut muss nach dem Frühstück ausgeräumt, sauber gemacht und zurückgebracht werden. Dabei fällt es mir schwer, Janina davon zu überzeugen, einfach mal die Füße still zu halten.

Dass an ihrem Knie etwas oberfaul ist, ist mir klar, dazu brauche ich kein Arzt zu sein. Ich habe einfach Angst, dass noch mehr kaputt geht.

Sie hat es bei ihrem Sturz geschafft, den Akku mit dem Knie aus der abgeschlossenen Halterung zu hauen. Ich habe das unter größtmöglicher Kraftanstrengung mit den Händen bei einem anschließenden Test nicht gepackt.


Nachdem ich wieder zurück bin legen wir uns beide ab. Ich bin noch müde von der langen Fahrt und bei Janina liegt es wohl an dem Schmerzmittel. Die folgende Nacht wird kein Spaß.


 

Montag, 31.08.2020


Es beginnt die Ärzte-Rally.

Vor einigen Jahren wurde ich auch am Innenmeniskus operiert und habe seitdem keine Probleme mehr. Der Chirurg ist auf Knie und Füße spezialisiert und ist ein guter Arzt und Handwerker, worauf es bei Chirurgen ja wohl ankommt.

Wir versuchen, einen Termin bei ihm zu bekommen.

Das ist, wie zu erwarten, nicht so leicht. Die Praxis mit zugehöriger chirurgischer Klinik in Seligenstadt hat sich mittlerweile zur überörtlichen Gemeinschaftspraxis Rhein-Main entwickelt. Wir bekommen für Mittwoch einen Termin in Neu-Isenburg angeboten.


Wir telefonieren mit Frida, die mit beiden Knien schon massive Probleme hatte und mehrfach operiert wurde. Sie empfiehlt uns ebenfalls die Gemeinschaftspraxis mit dazugehöriger Klinik und sagt, wir sollen den Mittwoch Termin wahrnehmen, weil es wohl kaum schneller gehen wird.


Trotzdem braucht Janina ja auch eine Krankmeldung und wenn die Untersuchungen erst am Mittwoch beginnen, verlieren wir 2 Tage.

Also gehen wir zum Orthopäden bei uns im Ort, von dem wir zwar nicht so begeistert sind, aber für eine Röntgenbild und eine sicher nötige Überweisung für ein MRT und eine AU sollte er schon zu gebrauchen sein.

Janina scheitert an der Sprechstundenhilfe und soll am Donnerstag kommen. Auch eine Krankmeldung bekommt sie nicht, ohne dass der Arzt sie gesehen hat, also Pustekuchen.

Da Janina immer noch keinen Arzt gesehen hat, gehen wir zu unserer Hausarztpraxis. Dort ist, wie meistens montags, der Teufel los und der Arzt unseres Vertrauens ist im Urlaub. Wenigstens kann sie am Nachmittag kommen.

Wieder zu Hause machen wir den Mittwoch Termin in Neu-Isenburg fest, bevor der uns auch noch durch die Lappen geht.


Da auch mit einer langen Wartezeit für eine Radiologische Untersuchung zu rechnen ist, hängt Janina sich ans Telefon und bekommt, weil jemand abgesagt hat, tatsächlich einen Termin um 13 Uhr in Darmstadt. Glück gehabt, ansonsten wäre wieder mit mindestens zwei Wochen Wartezeit zu rechnen gewesen.


Vom MRT durchleuchtet machen wir uns wieder auf den Weg zum Hausarzt, um die AU und die Überweisung zu holen. Ein Ergebnis haben wir immer noch nicht und Janina hat immer noch keinen Arzt gesehen.

Mir läuft die Zeit davon, weil ich selbst um 15.10 Uhr beim Onkologen sein soll. Da ich nicht länger warten kann, übernimmt Felicia den Fahrdienst für Janina und ich mache mich auf den Weg.


Wenigstens bei mir läuft das alles reibungslos. Meine Blutwerte sind in Ordnung, seit über einer Woche habe ich keine Nebenwirkungen mehr gespürt und das Gespräch mit dem Onkologen verläuft positiv. Am Mittwoch startet der dritte Zyklus, dann also Halbzeit und ich soll vor dem vierten wieder zur CT-Untersuchung, damit er sehen kann, wie sich die Tumore hoffentlich zurück entwickeln.


Janina hat zwischenzeitlich tatsächlich ihre Krankmeldung und die Überweisung zur Radiologie bekommen. Der Hausarzt hat es zwar nicht einmal für nötig befunden, sich das Knie überhaupt anzusehen, aber immerhin sind die nötigsten Formalitäten erledigt. Nachdem sie die Überweisung abgegeben hat, hat sie tatsächlich auch endlich einen Befund bekommen und ein Gespräch mit einer Ärztin, die schon angerufen hatte, gehabt.

Das Ergebnis ist eine mittlere Katastrophe. Das hintere Kreuzband ist nicht durch-, sondern mit einem Stück Knochen daran abgerissen. Schlimmer geht irgendwie immer.


Nach der Ärzte-Rally mit dem Ergebnis und den Schmerzen ist Janina wirklich bedient und mir geht es auch nicht so besonders, weil ich mir trotz meinem positiven Denken irgendwie Sorgen mache, dass bei der kommenden Untersuchung nicht der erhoffte Heilungsprozess eingetreten sein kann. Ich brauche jemanden zum Reden. Nicht Janina, sie liegt auf der Couch und schläft. Die letzten Nächte hatte sie auch nicht so viel davon.


Ich verabrede mich mit Alex im Biergarten unseres zweiten Wohnzimmers im Steinbruch-Theater, einem über 30-jährigen Rockschuppen bei Darmstadt. Was mit Janina passiert ist, interessiert ihn natürlich auch.


Dort angekommen erregt meine Glatze natürlich wieder Aufsehen und ich oute meine Krebserkrankung mit der Bitte, nicht weiter nachzufragen. Wegen Corona und meiner Zugehörigkeit zur Risikogruppe setzen wir uns an einen freien Tisch. Zu den nicht so guten Bekannten will ich mich lieber nicht setzen, da sind auch noch Leute dabei, die ich gar nicht kenne und ich will das Risiko nicht unnötig erhöhen, auch wenn wir mehrfach gebeten werden, uns zu den anderen zu setzen.


Sich zu outen löst nicht nur Erschrecken und Mitleid aus, ich merke dabei auch, dass eine Krebserkrankung wirklich keine Seltenheit zu sein scheint.

Kim kommt zu uns an den Tisch und wir kommen ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass auch sie schon das volle Programm von Operationen, Bestrahlungen, und Chemotherapien kennt. Seit 4 Jahren streut aber nichts mehr und sie ist frei von Tumoren. Es hilft mir sehr, wie bei Cara, zu hören, dass eine Krebserkrankung, die wohl viel schlimmer war, als es bei mir ist, noch lange kein Todesurteil ist.


 

Dienstag, 01.09.2020


Nach dem Rückreisestress und der gestrigen Ärztetour lassen wir es heute ruhig angehen, ich umsorge meinen Schatz mit Salbe und Schmerztabletten und rede ihr gut zu, dass alles wieder gut wird. Mit meinem positiven Geschwätz, dass eigentlich auch mir selbst gilt, gehe ich ihr mit ihren Schmerzen wohl eher auf den Geist.


Über unsere finanzielle Situation mache ich mir auch Sorgen. Wenn Janina jetzt auch noch aus der Lohnfortzahlung rausfällt, wird es eng.