6. Zyklus / 1. Woche



Mittwoch, 04.11.2020


Ich habe beschlossen, dass heute der Anfang vom Ende meiner Krebserkrankung ist.


Weil ich gestern nicht viel erledigt habe, entpuppt sich der Morgen erst recht als stressig, nachdem ich über eine Stunde verschlafen habe.

Wie oft liegt es auch daran, dass Janina sich mir an solchen Tagen hemmungslos anschließt. Bevor ich mich auf den Weg mache, habe ich noch einiges zu erledigen.


Wie immer in der Nacht vor einem neuen Zyklus habe ich schlecht geschlafen und mitten in der Nacht die US-Wahl verfolgt, obwohl vorher klar war, dass es noch nicht zu einer Entscheidung kommen würde.


Ich bringe Janina zum Bahnhof und gehe dann erst duschen, was ich auch schon gestern Abend erledigen wollte. Tabletten nehmen, Brötchen kaufen, Frühstück machen und in den Rucksack packen…

Ach verdammt, die Texte muss ich für Herrn Dingeldein ja auch noch ausdrucken, also mache ich mich danach auch noch auf die Suche nach einem Textmarker. Die sind immer dann schwer auffindbar, wenn ich mal einen brauche. Im letzten Augenblick fällt mir ein, die Packungsbeilage von meinen Antibiotika auch noch einzupacken.


Mit über einer Stunde Verspätung laufe ich in der Onkologischen Praxis ein. Zum Glück ist heute nicht so viel los und ich verbreite keinen unnötigen Stress. Die Packungsbeilage der Antibiotika gebe ich gleich der Arzthelferin.

Nachdem ich mich auf meiner Liege eingerichtet habe, packe ich erstmal meine Text aus und markiere die Stellen, an denen meine Onkologen vorkommen, damit sie nicht so viel suchen und lesen müssen. Der Textmarker reicht gerade so aus, bevor er den Geist aufgibt.

Später, nachdem ich gefrühstückt, brav meine Kortison-Tabletten genommen und eine Stunde geschlafen habe, kommt Herr Dingeldein in den Raum, weil einer meiner Mitpatienten eine Spritze bekommt und ich gebe ihm die Texte zum Lesen.


Wie immer am ersten Tag von einem Zyklus geht es relativ schnell und obwohl ich viel zu spät war, bin ich schon vor 12 Uhr aus der Praxis wieder draußen, natürlich wieder ohne die Reha-Bescheinigung, Mist.


Mit Kortison-Hunger komme ich nach Hause und esse erstmal eine große Portion Schnitzel mit Rosenkohl und Kartoffeln vom Vortag.

Danach kommt die große Müdigkeit wieder und ich lege mich auf die Couch, anstatt nach draußen in die Sonne zu gehen. Egal, ich schalte den Fernseher ein, registriere noch, dass die Wahl in den Staaten noch nicht entschieden ist, immerhin führt Biden und schlafe ein.


Viel zu spät, nachdem die Apotheke schon geschlossen hat, wache ich auf. Das ist blöd, weil ich heute den Nachschub an Kortison-Tabletten holen wollte. Die letzten beiden habe ich heute genommen und für morgen brauche ich Nachschub, also werde ich wieder zu spät kommen, weil die Apotheke erst um 8 Uhr öffnet. Janina hat mich schlafen lassen. Sie war nach der Arbeit noch mit Felicia in der Stadt und ist selbst erst spät nach Hause gekommen.


 

Donnerstag, 05.11.2020


Heute ist der letzte Tag meiner Chemotherapie und ich freue mich darüber.


Bevor ich mich auf den Weg mache, muss ich mir noch ein paar Brötchen zum Frühstücken und um 8 Uhr schnell die letzte Ration meiner Kortison-Tabletten von der Apotheke holen.


Nicht so viel zu spät wie gestern komme ich an und bekomme sogar noch eine Liege im meinem Lieblingsraum. Hier ist nur Platz für drei Patienten und man bekommt von dem Trubel und dem ständigen Piepen der Infusionsapparate, die die Durchflussgeschwindigkeit der Infusionen regeln, nicht so viel mit.


Nachdem mein Port angestochen (zum letzten Mal ozapft is) ist und ich gefrühstückt habe, wird mein Mitpatient redselig.

Er ist in meinem Alter und mit einem nicht übersehbaren Rollstuhl da. Durch ihn wird mir wieder klar, wie gut es mir doch geht, auch wenn meine Krankheit auch kein Pappenstiehl ist.

Er hat einen Hirntumor hinter sich, jetzt hat er Lungenkrebs und die viel stärkere Chemotherapie nicht so gut vertragen. Sie musste unterbrochen werden und in der Zwischenzeit hat das Ganze, wenn ich ihn hinter seinem Mundschutz richtig verstanden habe, seinen linken Oberschenkelknochen so beeinträchtigt, dass man ihn, damit er nicht bricht, mit einem großen Nagel gestützt hat. Deswegen der Rollstuhl, er muss erstmal wieder laufen lernen.


Schlimmer geht immer denke ich mir und obwohl er mir leid tut, imponiert er mir damit, dass er nicht aufgibt. Er gibt mir aber auch zu denken. Lungenkrebs als Nichtraucher und ich Depp qualme immer noch.


Irgendwann wird mir seine Redseligkeit aber doch zu viel, ich sage ihm, dass ich schlafen will und stecke mir mein Headset in die Ohren. Tatsächlich schlafe ich ein und als ich wieder wach werde, schläft er selbst.


Dafür komme ich mit der anderen Patientin, einer netten älteren Dame, ins Gespräch, die vorher mitbekommen hat, welche Art von Krebs mich plagt. Sie hat auch Lymphknotenkrebs, hat es aber viel später als ich bemerkt, nachdem sie stark abgenommen hat und deshalb zum Arzt gegangen ist. Morgen hat sie ihr Bergfest, also die Hälfte der Chemotherapie hinter sich.

Unser Gespräch ist wie eine Art Erfahrungsaustausch. Wir reden viel über positives Denken. Sie hat eine ähnliche Einstellung wie ich. Ich gebe ihr den Tipp, sich einen Flyer von Weiterleben e. V. geben zu lassen und schreibe ihr das auf, damit sie den Namen nicht vergisst. Außerdem schreibe ich ihr meine Internetadresse auf, weil ich ihr erzählt habe, dass ich meine Krankengeschichte schreibe und das ganze ins Netz stellen werde.


Nachdem ich gestern angefangen hatte, die einzelnen Flaschen zu fotografieren, damit ich später nach der Chemotherapie einmal nachlesen kann, was ich alles verabreicht bekommen habe, werde ich heute darauf aufmerksam gemacht, dass ich einfach auch die Liste abfotografieren kann, die immer neben mir liegt. Da steht auch alles drauf. Wie einfach.


Herr Dingeldein hat meine Texte gelesen und ist damit einverstanden, dass ich die Namen meiner Onkologen nicht ändere. Werbung haben sie sich schließlich verdient. Sie retten mir das Leben!


Nachdem ich zuerst fertig bin, verabschiede ich mich von meinen beiden Leidensgenoss(in)en mit der Bitte, weiter zu kämpfen und nicht aufzugeben.

An der Anmeldung denke ich heute sogar an meinen Reha-Antrag, den ich wohl bei der Krankenkasse einreichen muss. Das dauert aber eine Weile und ich komme lieber am Montag vor Feierabend noch einmal, um ihn abzuholen.


Wieder komme ich mit einem Riesenhunger zu Hause an und esse zwei Teller Aldis-Rache-Erbsensuppe. Kurz danach kommt Janina schon nach Hause und nachdem wir einen Kaffee getrunken haben, gehen wir eine Runde in der Sonne spazieren. Das tut uns beiden gut, aber nachdem wir fast bis nach Roßdorf und zurück zum Auto gelaufen sind, reicht es uns auch.

Bei Janina merke ich es immer dann, wenn sie wieder anfängt, mehr zu hinken. Morgen soll das Wetter wieder so toll werden und wir wollen versuchen, ein paar Meter mehr zu gehen. Mal sehen was ihr Knie und mein Wohlbefinden dazu sagen werden.


Julie hat sich auch gemeldet und wollte mit mir eine Runde spazieren gehen. Das ist mir dann aber doch zu viel und wir telefonieren lange, nachdem ich mit Janina von unserer Tour zurück bin.

Nachdem ich deshalb sogar unser gemeinsames Abendessen verpasst habe, bin ich danach ziemlich fertig und schaffe es nicht, noch einen Film zu Ende zu sehen, ohne einzuschlafen.


 

Freitag, 06.11.2020


Am Abend bin ich nach den Nachrichten eingeschlafen, dafür habe ich mitten in der Nacht einen Film gesehen, bis ich wieder einschlafen konnte.


Nachdem ich Janina zum Bahnhof gefahren habe, bin ich endlich mal wieder fleißig und schreibe an meinem Tagebuch.

Das Frühstück fällt wegen Appetitlosigkeit erstmal aus. Mein Geschmackssinn fängt wieder an sich auf Abwege zu begeben und ich esse später nur aus Vernunftsgründen, weil ich meine Kortison-Tabletten nehmen muss.

Marmelade schmeckt sonderbar, aber Nutella geht. Der darauf folgende Heißhunger hält sich bis jetzt aber in Grenzen und selbst als Janina um 14 Uhr mit Hunger von der Arbeit nach Hause kommt, esse ich nicht mit.


Ich finde es verwunderlich, aber es ist mir mehr als recht, nicht gleich wieder fresssüchtig zu werden. Ich habe keine Lust, wieder an der 90 kg Marke zu kratzen. Das Gewicht muss dann ja auch wieder runter, da ist es doch einfacher, ich nehme erst gar nicht wieder zu. Wenn ich am Sonntag mit den Kortison-Tabletten fertig bin, will ich wieder ernsthaft mit dem Intervall-Fasten anfangen.


Janina ist von der Arbeit geschlaucht und legt sich nach dem Essen hin. Sie hat trotz Vertretung noch einiges nachzuarbeiten und ist einfach platt. Später raffen wir uns doch noch auf.


Immer die gleiche Strecke wird mir der Zeit langweilig, also ändern wir den Startpunkt und laufen ein deutliches Stück weiter als gestern. Für Janina wird es dann doch zu viel. Ich eile auf der Reststrecke vor, während sie mir gemächlich folgt, hole das Auto, komme ihr entgegen und sammele sie ein.


Weil ich auf nichts Appetit habe, hole ich mir einen Dönerteller, obwohl mir das zu viel erscheint, aber freitags gibt es die im Angebot.

Mein Geschmackssinn hat sich wieder auf Irrwege begeben und das Essen schmeckt dementsprechend sonderbar. Trotzdem schaffe ich fast alles. Das Kortison will ja befriedigt werden.

Danach wird mir schlecht und ich sehe ein, dass es an der Zeit ist, eine Magentablette zu nehmen. Es dauert zwar gefühlt zu lange, aber es wirkt.

Später Versuche ich zwecklos, den faden Geschmack im Mund noch mit Joghurt und Mandarinen zu bekämpfen.


Bringt leider nichts, also schlafen.


 

Samstag, 07.11.2020


Als ich früh aufstehe, ist mir gleich klar, dass der Tag heute sicher nicht so toll wird. Schon in der Nacht ging es mir nicht so prickelnd.

Zur Abhärtung mache ich mir erst mal einen Kaffee, hole das Echo aus dem Briefkasten, lese ausgiebig und rätsele bis Janina aufsteht.

Ein weiterer Kaffee verbessert die Lage nicht und ich steige auf Tee um.


Viel zu spät fällt mir ein, dass ich ja vor dem Frühstück einen Tabletten-Vorlauf von einer Stunde haben soll. Also wird es halb zwölf, bis ich mir nach zwei geschmackslosen Eiern, bei denen nicht mal das Salz schmeckt, danach endlich die Kortison-Tabletten einfahre.


Weil es mir wirklich nicht so gut geht, fährt Janina ohne mich einkaufen. Zum ersten Mal seit ihrem Unfall macht sie das alleine. Dafür will ich später mit ihr noch spazieren gehen, das wird mir hoffentlich auch gut tun.


Für eine halbe Stunde liege ich auf der Couch und schlafe sogar kurz. Dann beschließe ich, etwas auf meiner Planstelle zu bewegen, setze mich an den Rechner, schließe mein Handy an und fange an, den Bilderdschungel zu synchronisieren.

Ein totales Chaos bricht aus und ich bin stundenlang beschäftigt, weil, warum auch immer, Bilder und Videos teilweise viel mehr als doppelt vorhanden sind. Letztendlich habe ich über 4000 Dateien gelöscht.


Zwischenzeitlich gehen wir wieder spazieren, aber nicht so weit wie gestern. Es macht ja auch keinen Sinn, wenn Janina sich zu viel zumutet und zum Ende hin anfängt zu hinken. Sie soll ja versuchen, so normal wie möglich zu gehen.

 

Ich spüre mal wieder ein Ziehen und Stechen im Bauchraum, sage ihr aber nichts davon. Entweder sind doch noch ein paar böse Krebszellen übrig geblieben, die gerade einen qualvollen Tod sterben und es mich spüren lassen oder sie sind schon alle weg und ich fühle nur, dass der Rest meiner Körperzellen der Chemotherapie sagen will, dass sie es nicht zu übertreiben braucht.

Aber trotzdem: CHEMO, CHEMO, CHEMO, …!!!


Beim Sortieren von meinem Bilderchaos höre ich im Radio nach 17 Uhr endlich die frohe Botschaft, dass Trump die US-Wahl verloren hat, was bei WhatsApp zu einer Flut von Nachrichten führt. Mein Handy klingelt in einer Tour und obwohl es mir heute wirklich nicht so gut geht, kann ich über die Kommentare doch lachen.

Endlich etwas Köstliches, auch wenn es nichts mit Geschmack zu tun hat und auch ich kann mir meine Schadenfreude und meinen Sarkasmus nicht verkneifen und gebe meinen Senf dazu.


Weil mein Geschmackssinn mittlerweile völlig auf Abwegen ist, kocht Janina leckeres, was ihr mit Sicherheit auch gelungen ist.

Mir hilft das leider nicht, ich habe absolut keinen Appetit und esse nur aus Vernunftsgründen.


 

Sonntag, 08.11.2020


Nach einer unruhigen Nacht mit dauerndem pinkeln toter Krebszellen geht es mir etwas besser aber wirklich noch nicht gut.

Damit ich heute bald und hoffentlich für immer die letzten Kortison-Tabletten nehme, beginne ich mit meinem Tablettenvorlauf gleich nach dem Aufstehen.


Als ich nach dem Frühstück die letzten Tabletten genommen habe, kommt in mir ein Hochgefühl der absoluten Befriedigung auf. Erst mit dem Ende der fünftägigen Kortison Kur betrachte ich einen Zyklus als beendet. Und das war jetzt der letzte!


Entschuldigt meine Ausdrucksweise, aber ich freue mir ein Loch in den Arsch aus dem ich die letzten Krebszellen im Klo versenke.

Scheiß auf den Krebs! Und ab damit!


Langsam aber sicher geht es mir, je länger der Tag dauert, besser. Teile von meinem Geschmackssinn melden sich zurück und die Bauchschmerzen sind auch seltener und erträglicher geworden.


Nach einem Mittagessen, dass trotzdem immer noch sehr sonderbar schmeckt und weiterer Sortieraktionen am Rechner kommen Vincent und Loretta zu Besuch. Wir fahren mit den Autos zum Naturfreundehaus, die ganze Strecke wäre für Janina definitiv, für mich wahrscheinlich und für Felicia mit Sicherheit zu weit und spazieren zu den neuen Windrädern, die bei uns im Wald aufgestellt werden.


Janina wird immer besser zu Fuß und wir müssen dauernd auf das Küken warten, dass nach nicht einmal der Hälfte der Strecke einen Gesichtsausdruck der totalen Erschöpfung an den Tag legt. Für Loretta hätte ich da deutlich mehr Verständnis.

Ich freue mich auf das Essen. Der Spaziergang und die Ablenkung durch die letzte Sortieraktion haben mir wohl gut getan und weitere Teile meines Geschmackssinns kommen zurück. Ich kann zwar nicht sagen, dass die Lasagne für mich lecker war, aber fast gut. Trotzdem oder gerade, weil sich Janina so eine Mühe gemacht hat, esse ich eine Menge davon.


Nachdem ich das Bilderchaos fertig eliminiert habe, klinke ich mich noch kurz in die Würfelrunde ein, bevor wir es uns wie fast jeden Sonntagabend vor dem Fernseher gemütlich machen, nachdem die beiden gegangen sind.


Nach dem meiner Meinung nach heute richtig guten Tatort amüsiere ich mich anschließend wieder über Donald Trump.


Die US-Wahl ist natürlich nach wie vor das Thema und schickt sogar Corona in die zweite Reihe.


„Ich esse meine Suppe nicht. Nein, meine Suppe ess ich nicht!"


Die meiner Meinung nach kaum noch zu überbietende Lächerlichkeit, die dieser Typ an den Tag legt, ist für mich nur noch zum Lachen.

Er verhält sich wie ein trotziges Kind, dass partout ein Spielzeug nicht hergeben will.


You are fired!


 

Montag, 09.11.2020


So lange am Stück habe ich schon lange nicht mehr geschlafen. Nachdem ich mich nach Mitternacht ins Bett geschleppt habe, habe ich bis 6 Uhr Tiefschlaf genossen. Über fünf Stunden, wie geil und wie erholsam. Ich bin zwar nicht gänzlich ausgeschlafen, aber für meine Verhältnisse fühle ich mich, als könnte ich heute Bäume ausreißen. Hoffentlich bleibt das so.


Die Bilder sind sortiert und ein paar, die ich ins Netz stellen will, habe ich ausgesucht. Das Tagebuch ist auf dem neuesten Stand und ich bin hochmotiviert zum Hausarzt gelaufen, weil ich ein Rezept für neue Colesterinsenker brauche. Den Wirkstoff gibt es zum Glück in der Apotheke immer noch ohne Zuzahlung, auch wenn der Hersteller jetzt ein anderer ist.


Jetzt muss ich nur noch (!) die Bilder bearbeiten und 100 Fragen mit meinem Host klären, dann schaffe ich es hoffentlich in den nächsten Tagen, meine Texte endlich ins Netz zu stellen. Ein paar Leute warten schon darauf, dass ich endlich ein Ei lege.


Der Rest der Lasagne von gestern schmeckt heute Mittag viel besser.

Danach bin ich wieder fleißig, bearbeite Bilder und suche in der Flut der Vorlagen, die ich zu einer eigenen Website umbauen will, nach einer für mich passenden.


Mit Janina gerate ich aneinander, weil der Haussegen in Bezug auf Felicia immer noch gewaltig schief hängt. Ich sehe es nach wie vor nicht ein, auf sie zuzugehen und das Gespräch zu suchen, weil sie bis heute weiterhin die Kommunikation verweigert. Wir reden nur das belanglos Nötigste miteinander und gehen uns aus dem Weg. Janina ist natürlich zwischen den Fronten.


 

Dienstag, 10.11.2020


Nachdem ich Janina zum Bahnhof gefahren habe, mache ich mich wieder an die Arbeit. Eine Vorlage habe ich mir ausgesucht. Jetzt fängt das Drama an.


Eine Bildergalerie auf der Startseite macht mir massiv Probleme und will partout nicht so aussehen, wie ich das gerne hätte. Mit dem Seitentitel und Boxhandschuhen, die ich nachgebastelt habe, damit sie den Krebs raushauen können, ist es nicht besser.

Immerhin fange ich an, mich immer besser zurecht zu finden. Erst am frühen Abend, zwischenzeitlich war ich beim Onkologen wegen meinem Labortermin und weil ich meinen Reha-Antrag abholen muss, steht endlich der grobe Rahmen und ich kann anfangen, Texte einzufügen.


Nachdem ich von meinem Labortermin zurück bin, sucht Felicia tatsächlich das Gespräch mit mir.

Geht doch.


Wir unterhalten uns lange, können einige Dinge aus der Welt schaffen und treffen eine Vereinbarung, wie wir uns verhalten wollen, wenn wir mal wieder aneinander geraten sollten. Beide müssen wir an uns arbeiten und keiner ist ohne Schuld. Ich hoffe, es gelingt uns, in Zukunft wieder besser und vor allem offener miteinander umzugehen. Janina wird es uns danken.


Nach einem gemeinsamen leckeren Abendessen, endlich schmeckt alles wieder fast normal, fange ich an, Text in meinen Internetauftritt einzubauen. Die Arbeitsschritte wiederholen sich und ich werde immer schneller. Endlich geht es vorwärts.

Ich schaffe es, Text über mich, ein Vorwort und die Vorgeschichte meiner Erkrankung einzubauen. Irgendwann nach 22 Uhr stelle ich die ersten Seiten ins Netz und es sieht für mein laienhaftes Können recht passabel aus.


Feierabend.