OP-Port


Freitag, 17.07.2020


Früh um 7.30 Uhr soll es losgehen, leider habe ich es aber falsch verstanden und erscheine erst um die Uhrzeit. Das ist aber nicht so schlimm, weil der Patient, der nach mir an der Reihe sein soll, schon da und operationsbereit ist.


Es folgt das gleiche, wie bei meiner Leisten Operation. Also wieder die schicke Operationsreizwäsche anziehen, einen Teil meiner Brustbehaarung muss ich schon heute opfern, der Rest fällt sicher später auch noch aus, dann geht es los in den Raum vor dem Operationssaal.


Dort findet wieder das übliche Gespräch mit einer Anästhesistin statt und ich bekomme zur Vorsorge eine Kanüle in eine Armvene gelegt, falls eine solche wider Erwarten gebraucht werden sollte. Die Operation soll mit einer örtlichen Betäubung stattfinden und das tut sie dann auch.


Eine Operation bei vollem Bewusstsein zu erleben, ist schon wirklich Interessant.

Ich würde gerne zusehen, darf aber leider nicht. Schade, wann hat man schon die Gelegenheit, sich schmerzfrei selbst unter die Haut zu schauen. Mir wird ein blaues Tuch zwischen Kopf und Brust gehängt, was mir eine Beobachtung unmöglich macht.

Zuhören kann ich aber und stelle fest, es mit einem sarkastischen und lustigen Haufen zu tun zu haben, was mir sehr entgegen kommt.


Während auf die Wirkung meiner örtlichen Betäubung gewartet wird, kommt eine Frau mit der sicher sterilen Ausgabe des Darmstädter Echo in den OP und sagt einem Kollegen, er sei in der Zeitung, um ihm ein Bild einer Ratte zu zeigen. Er kontert gut, dass er seine Ähnlichkeit mit ihr wirklich nicht abstreiten kann.

Alle lachen, auch ich, denn das Bild der Ratte konnte ich auch sehen.


Ein paar Minuten später, als schon an mir herum operiert wird, wird es doch schmerzhaft und der Chirurg meint, ich solle mich nicht so anstellen, ich sei doch ein gestandener Mann.

Darauf antworte ich, dass, wenn ich geschaffen wäre, um starke Schmerzen auszuhalten, ich sicher eine Frau geworden wäre, um Kinder zu gebären. Wieder gibt es schallendes Gelächter im Operationssaal und ich fühle mich, nachdem die Betäubung verstärkt wurde, bestens aufgehoben.


Irgendwann bekomme ich den Kommentar zu hören, eine sehr schöne Vene zu haben und ich kann es mir nicht verkneifen, das mit meinem Äußeren in Verbindung zu bringen. Danach riecht es kurz nach verbranntem Fleisch und ich frage mich heute noch, was da an mir herum gebrutzelt wurde. Kurze Zeit später ist das Ganze beendet. Naht, säubern, Klammerpflaster drauf, Rahmenverband, fertig.

Morgen darf ich wieder duschen, soll dabei aber den Verband trocken halten und danach durch ein großes Pflaster ersetzen. Bei dem Wetter ist es eine gute Sache, damit nicht so lange warten zu sollen.


Nachdem ich wieder zurück in der tollen Abstellkammer bin, in der man mich für die Operation vorbereitet hat und einen Kaffee und eine Kleinigkeit zu essen bekommen habe, kann ich mich wieder anziehen und nach Hause gehen.

Nachdem die Betäubung nachlässt, reichen wieder 600er Ibus um die Schmerzen der Operationsnarbe ertragen zu können.

Die Beweglichkeit meines rechten Armes ist aber noch nicht die Beste, das wird aber wieder.



OP-Kontrolle


Montag, 20.07.2020


Heute soll ich zur Kontrolle meiner Port-Implantation zum Chirurgen in die Praxis kommen.

Knapp in der Zeit bemerke ich erst kurz davor, dass ich meinen Mundschutz im Auto vergessen habe. Zum Glück ist nicht weit davon eine Apotheke und ich muss mir dort schnell einen, an der Eingangstür wartend, kaufen.


Der Chirurg, der mir den Port eingepflanzt hat, macht das Pflaster ab, auch die Klammerpflaster, sieht sich die gut verheilende Wunde an, ist zufrieden und wünscht mir für die Chemotherapie alles Gute.