Entlassung
Samstag, 04.07.2020
Nach dem Frühstück werde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Für meinen Geschmack ist das sogar zu früh, ich hätte gerne noch ein paar Stunden geschlafen, weil in der Nacht kaum daran zu denken war.
Schlaflos war ich nicht, weil es mir schlecht gegangen ist. Klar, die Operationsnarbe habe ich natürlich gespürt, aber es war mir einer 600er Ibu zu ertragen und ich bin auch problemlos eingeschlafen.
Es lag daran, dass direkt über meinem Zimmer der Kreissaal zu sein scheint und ich war ab ungefähr 1 Uhr akustisch bei einer Geburt live dabei.
Ich frage mich, ob die Mutter Rocksängerin ist. Sie hat wirklich geil gebrüllt, wie das eben so ist, in immer kürzeren Abständen. Am Anfang konnte ich zwischen den Wehen noch kurz einnicken, aber irgendwann war das vorbei.
Ich habe immer wieder auf die Uhr gesehen und irgendwann waren die Abstände so kurz, dass mir klar war, dass es nicht mehr lange dauern kann.
Gegen 6 Uhr war die Mutter dann still und das neugeborene Kind hat geschrien.
Herzlichen Glückwunsch!
Ich habe, als ich das Krankenhaus verlassen habe, kurz darüber nachgedacht, ob ich nicht in die Station gehen soll, um zu gratulieren. Weil ich gedanklich aber zu sehr bei meiner eigenen Gesundheit oder soll ich lieber Krankheit schreiben, war, habe ich das verworfen.
Heute, wo ich diese Zeilen schreibe, ärgere ich mich schon etwas darüber, dass ich es nicht gemacht habe. Näher bei einer Geburt dabei war ich nur bei meinen Kindern.
Ich habe mir erst mal einen guten Kaffee in einer Bäckerei geholt, der aus dem Krankenhaus war eine Geschmacksnull und habe auf Janina gewartet, die mich abholen kommt.
Gedanklich habe ich mir die Worte des Chirurgen verinnerlicht, dass er so etwas noch nicht gesehen habe und ich bin überzeugt, dass die blöden Geschwüre gutmütig waren. Irgendwas hat es doch mit der Überanstrengung bei der Radtour zu tun. Einen Tumor hätte er doch sicher erkannt.