7. Antikörpertherapie / 2. Woche


Mittwoch, 02.12.2020


Es ist höchste Zeit, dem Goldkehlchen für seine Sprachnachricht zu danken, die mir nach wie vor runter geht wie Öl, auch weil ich einfach ihre Stimme mag. Weil ich hier schon genug schreibe, frage ich nach, wann es bei ihr passt, dass wir miteinander telefonieren können.


Wenn ich vor einer Woche noch eine Chemotherapie bekommen hätte, würde es mir heute wahrscheinlich nicht so gut gehen, aber es kann auch an den heilenden Klängen der Goldkehle hängen, dass ich mich recht gut fühle. Ein dickes DANKE nach Gummersbach und auch in die Nähe von Heidelberg.


Auf dem Weg zurück in die Normalität gehört auch mehr körperliche Fitness, an der ich heute anfangen will, zu arbeiten.

Bevor ich unter die Dusche gehe, will ich mich 20 Minuten auf unseren Hometrainer setzen und meinen Puls mal etwas nach oben treiben, ohne zu übertreiben. 20 Minuten scheint mir angemessen zu sein. So lange brauche ich auch mit dem Fahrrad in den Nachbarort und zurück.


Ein Tierarzttermin vereitelt meine sportlichen Absichten, den Felicia eigentlich mit unserer Katze Emmi wahrnehmen wollte. Sie hat aber eine Vorlesung, die sie nicht mehr auf dem Schirm hatte und nicht verpassen will und bittet mich, das zu übernehmen. Den Tierarzttermin müssen wir schon wahrnehmen. Emmi hat eine übel entzündete Verletzung am Rücken, die ihr am Montag gesäubert und genäht wurde. Ich frage mich, ob es unser Kater oder ein anderer war, der ihr das verpasst hat.


So reicht die Zeit nicht mehr für den Hometrainer, sondern nur noch für die erste Bartrasur ohne die aufstrebende Kopfbehaarung zu beeinträchtigen.

Meine Haare auf dem Kopf haben nach einer Woche die beachtliche Länge von geschätzt mehr als einem Millimeter erreicht und ich lasse den Blick über die Shampoo-Flasche schweifen, die ich seit meinem Haarverlust im Sommer nicht mehr gebraucht habe. Ich dusche dann doch, ohne mir meine „Haare“ mit Shampoo zu waschen. Das würde bestimmt nicht einmal Schaum erzeugen, selbst wenn es von Schauma wäre.


Nachdem ich endlich vom Tierarzt zurück bin, die Wunde von Emmi verheilt zum Glück ordentlich, sie hat gegen die Entzündung noch einmal eine Spritze und für die folgenden 5 Tage Tabletten bekommen, ist mein Plan für heute früh über den Haufen geworfen.


Ohne sportliche Betätigung sitze ich am Rechner und schaffe es, mal wieder mein Tagebuch aktualisiert zu haben.

 


Donnerstag, 03.12.2020


Nachdem ich mit meinem Tagebuch alles aufgeholt habe, beschließe ich, heute mal nicht zu schreiben, ich haben auch einfach keine Lust dazu.

Dafür versuche ich mich darin, meine Seiten für Suchmaschinen zu optimieren.


Weil ich gestern nicht dazu gekommen bin, mich für ein paar Minuten auf den Hometrainer zu setzten, will ich es heute angehen und die vorgenommenen 20 Minuten strampeln.

Pustekuchen, irgendwas stimmt nicht. Selbst im leichtesten Gang geht es so schwer, dass ich nach wenigen Minuten so am pumpen bin, dass an 20 von dieser Sorte nicht zu denken ist.

Ich muss das Ding doch mal aufschrauben und mich um die Mechanik kümmern, aber auch dafür fehlt mir heute die Motivation und so schalte ich schon um 11 Uhr den Fernseher an, lasse mich berieseln und schlafe ein.


Als ich wieder wach werde, kommt es mir so vor, als habe ich doch die volle Ration Chemotherapie bekommen. Obwohl ich ausgeschlafen sein sollte, bin ich wieder Mal total müde und schlapp oder ist das nur eine Ausrede mir selbst gegenüber, weil ich heute einfach nur stinkfaul bin?