Der Schock sitzt erst mal


Ich bin von all dem schockiert.

Seit der Ultraschalluntersuchung bin ich immer vom besten Fall ausgegangen, der schlechteste ist aber immer eingetreten. Wenn das so weitergeht, gehöre ich nicht zu den über 90%, die wieder gesund werden.


ICH HABE ANGST!


Als ich mit jede Menge Papier nach draußen komme, wartet Janina schon auf mich. Sie hat sich gewundert, warum es so lange gedauert hat und denkt wohl, dass mein wirklich nicht fröhlicher Gesichtsausdruck mit der Knochenmarkspunktion zu tun hat. Davon spüre ich aber nicht viel.


Ich erzähle ihr alles und wir heulen erst mal eine Runde zusammen.

Wie schön, dass sie da ist. Jetzt alleine zu sein, wäre richtig blöd. Schneller als ich, hat sie wieder ihre Fassung erlangt und spricht mir mit feuchtem Gesicht Mut zu, dass wir das zusammen durchstehen und ich wieder gesund werde.


JANINA ICH LIEBE DICH!


Auf dem Heimweg klingelt mein Telefon.

Gestern habe ich bei einem meiner Ex-Arbeitgeber ausgeholfen, weil sich jemand den Fuß gebrochen hat und vorher einer entlassen wurde.

Das von mir programmierte Werkstück wollte ich morgen fertig machen, Unklarheiten in der technischen Zeichnung habe ich gestern mit dem Kunden telefonisch geklärt. Meine Ex-Kollegin, die die Arbeitsvorbereitung macht, wegen Corona aber in Kurzarbeit ist und dementsprechend nicht die Zeit hatte, sich darum zu kümmern, will wissen, ob ich das klären konnte.

Sie erwischt mich in der Stimmung, in der ich gerade bin, natürlich voll auf dem falschen Fuß und ich sage ihr, dass ich Krebs habe und morgen nicht kommen kann, um das Projekt zu Ende zu bringen.

Sie ist geschockt und sprachlos. Ich verabschiede mich und lege auf.